Nord/Süd - Ein Konflikt der nie existierte?
Projektleitung: Assoz.Prof. Dr. Eva-Maria Muschik, B.A. M.A.
Projektmitarbeiter*innen: Laura Marina Fuchs, BA BA | Franz Paul Kroiß, BeD | Sophie Erschen, B.A.
Projektdauer: November 2025 – Oktober 2026
Website: t.b.p.
Gefördert durch: Österreichischer Wissenschaftsfond (FWF), 10.55776/ TAI 3370825
Seit den 1960er Jahren prägen die Begriffe „Nord" und „Süd" die Diskussion internationaler Beziehungen. Historiker*innen haben die Entstehung dieser Begriffe mit einem „Nord-Süd-Konflikt" in Verbindung gebracht, der in den 1970er Jahren seinen Höhepunkt erreichte. Dabei standen sich zwei „Blöcke“ gegenüber: Auf der einen Seite standen selbsternannte „Entwicklungsländer", die sich in der „Gruppe der 77" innerhalb der Vereinten Nationen (UN) zusammenschlossen, um globale Ungleichheiten zu überwinden. Auf der anderen Seite standen reiche „westlichen“ Staaten. Viele Wissenschaftler*innen sehen diesen Konflikt als zentrales Thema der internationalen Politik – damals wie heute. Andere jedoch bezweifeln, dass es einen „Nord-Süd-Konflikt“ je gegeben hat und argumentieren, dass es lediglich die Erwartung eines solchen gab. Der Konflikt kam nie zustande, so das Argument, weil beide vermeintlichen Staatengruppen – „Nord" und „Süd" – zu gespalten waren, um sich gemeinsam für Ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen einzusetzen. Das „1000 Ideen"-Projekt möchte die konkreten Konturen des „Nord-Süd-Konflikts" in Vergangenheit und Gegenwart erforschen.
Das Projekt fragt: In welchen Zeiträumen und in Bezug auf welche Themen haben Länder des „Globalen Südens" (die „Gruppe der 77") gemeinsame Ziele innerhalb der UN verfolgt? Mit quantitativen Methoden wird das Projekt Abstimmungsverhalten und die gemeinsame Unterstützung von Vorschlägen in der UN-Generalversammlung – dem sogenannten „Weltparlament" – untersuchen. Dabei analysieren wir, welche Staaten aus „Nord" und „Süd" bei welchen Themen zusammengearbeitet haben – insbesondere in Bezug auf Wirtschaftsfragen – und wie sich diese Kooperation im Laufe der Zeit verändert hat. Eine solche grundlegende digital humanities-Forschung an der Schnittstelle von Geschichte und internationalen Beziehungen, kann den Weg für ähnliche Studien ebnen, die das Verhalten von Staaten in der UN untersuchen. Solche Studien – in Kombination mit qualitativer historischer Forschung – könnten neue Erkenntnisse für unzählige Themen in der zeitgenössischen internationalen und globalen Geschichte liefern.
