Humanitäre Hilfe oder Politisierung der Migration?
Selbstverständnis und Organisationsformen von Menschenrechtsorganisationen an der Grenze Chiapas (Mexiko) - Huehuetenango (Guatemala)
Vortrag von Kristina Pirker (Instituto Mora, Mexico & Institut für Politikwissenschaften/Forschungsverband Lateinamerika, Uni Wien) im Rahmen der "ie.talks"-Veranstaltungsreihe des Instituts für Internationale Entwicklung
Datum & Uhrzeit: Mittwoch, 29. März 2023, 16:15 - 17:45 Uhr
Ort: Seminarraum SG 2, Sensengasse 3, 1090 Wien
Moderation: Kristina Dietz
Abstract:
Jedes Jahr versuchen mehrere Tausend Menschen, vorwiegend aus Zentralamerika, die Grenzregion Guatemala-Mexiko auf ihrem Weg in die USA zu durchqueren. Da staatliche Institutionen, sowohl auf guatemaltekischer als auch mexikanischer Seite, keine angemessene Versorgung bereitstellen und Migrant:innen immer wieder Opfer von Gewalt und Misshandlungen werden, sind es in erster Linie zivilgesellschaftliche und religiöse Organisationen, die humanitäre Betreuung und Rechtsbeistand leisten, aber auch Menschenrechtsverletzungen und die allgemeine politische und soziale Situation in der Grenzregion dokumentieren. In der Folge hat sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte in dieser Region ein Netzwerk unterschiedlichster zivilgesellschaftlicher Akteur:innen - professionelle NGOs, Menschenrechtszentren, Basisinitiativen, Pfarren, etc. - gebildet, das mit staatlichen und nicht-staatlichen Akteur:innen die formellen und informellen Regeln eines lokal verankerten Migrationsregimes aushandelt. Dieses ist von starken Machtgefällen geprägt und marginalisiert die Stimme der direkt betroffenen Personen -Migrant:innen, Flüchtlinge, Rückkehrer:innen.
Vor diesem Hintergrund möchte ich in dieser Ausgabe der ie.talks, anhand der Ergebnisse eines Forschungsprojektes über grenzüberschreitenden Aktivismus zwischen Mexiko und Guatemala, das Selbstverständnis dieser Organisationen, ihre Rolle innerhalb dieses Migrationsregimes, sowie ihr Verhältnis zu staatlichen Akteur:innen und zu den flüchtenden Menschen und Migrant:innen analysieren. Auf theoretisch-methodologischer Ebene soll gleichzeitig aufgezeigt werden, wie der Austausch zwischen Theorien sozialer Bewegungen und der internationalen Migrationsforschung die Forschungslinien zu Migrationsregimes, Menschenrechten und politischen Aktivismus erneuern und bereichern kann.