Ozan Zakariya Keskinkılıç (Humbolt Universität Berlin)

»Guter Muslim, böser Muslim«. Kolonialprojektionen und Herrschaftspraktiken des Deutschen Reiches

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 16.45-18.15 Uhr (Achtung, geänderte Uhrzeit!)
NIG III Universitätsstraße 7, 1010 Wien, verpflichtender 2,5G-Nachweis

Moderation: tba

Bereits zu Beginn des 20.Jahrhunderts lässt sich im Deutschen Reich eine Bandbreite politischer Diskurse und Praktiken zum Umgang mit dem Islam und Muslim:innen identifizieren. Sie reicht von den Verhandlungen des Deutschen Kolonialismus in den Jahren 1905 und 1910 über die Frage einer »Islamisierung« deutscher Kolonien bis hin zur Konzeption einer militärischen Orientstrategie im Ersten Weltkrieg mit dem Islam als Kriegswaffe gegen Russland, Großbritannien und Frankreich. In seinem Vortrag beschäftigt sich Ozan Zakariya Keskinkılıç mit kolonialen Projektionen und widersprüchlichen Wissensordnungen über den Islam und widmet sich im Besonderem dem Dualismus »guter Muslim, böser Muslim«. In seiner rassismuskritischen Analyse historischer Fallbeispiele legt er dar, wie sich diskursive Etikettierungen über Islam und Orient unterscheiden können und wie sie zugleich in ihrer Verschränkung als Instrument herrschaftlicher Praktiken fungieren.

Ozan Zakariya Keskinkılıç ist Politikwissenschaftler, Rassismusforscher und freier Autor. Er studierte in Wien und Berlin und lehrt und forscht an Berliner Hochschulen. 2021 wurde er als Mitglied der Expertenkommission gegen antimuslimischen Rassismus in Berlin berufen. Keskinkılıç ist Mitherausgeber des Bandes »Fremdgemacht&Reorientiert. jüdisch-muslimische Verflechtungen« (2018) und Autor des Buches »Die Islamdebatte gehört zu Deutschland. Rechtspopulismus und antimuslimischer Rassismus im (post-)kolonialen Kontext« (2019). Aktuell promoviert er an der Humboldt-Universität zu Berlin über Subjektivierungsprozesse und Selbsttechniken angesichts des antimuslimischen Rassismus. Im September 2021 erschien sein Essayband »Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes« in der Edition Körber. twitter: @ozkeskinkilic